Blick ins Buch:
Reichsstadt und Gewalt
Studien zur Reichsstadtgeschichte, Band 8
8. Tagung des Mühlhäuser Arbeitskreises für Reichsstadtgeschichte Mühlhausen 24. bis 26. Februar 2020
Das beengte Wohnen, divergierende Interessen, Konkurrenz um Macht und Status – das Gewaltpotential scheint in den Städten der Vormoderne besonders hoch. Immer wieder erneuerten städtische Obrigkeiten Verbote, setzten auf Verfolgung und Bestrafung und doch blieben Praktiken physischer Gewalt im städtischen Raum präsent und teils ausdrücklich legitimiert. Die Beiträge des Bandes betrachten Formen physischer Gewalt gegen Menschen ebenso wie jene der Gewalt über Menschen im Sinne der Rechtsgewalt. Dabei bieten die Reichsstädte einen besonders ergiebigen Untersuchungsgegenstand, da die Verfügbarkeit über die hohe Gerichtsbarkeit den Grad ihrer Autonomie entscheidend bestimmte.
[…] Die Aufsätze werden nach einem Vorwort (S. 9f.) sowohl von einer instruktiven Einführung der Mitherausgeberin (S. 11–20) als auch einer gelungenen Zusammenfassung von Felicitas Schmieder (S. 279–288) gerahmt. […] Insgesamt liegt somit ein sehr interessanter, zeitlich wie thematisch breiter Band vor […] lohnt sich […] auf jeden Fall ein Blick in dieses gut redigierte Buch, das […] geeignet erscheint, weitere Forschungen zum Themenspektrum Gewalt […] anzuregen und eine Vergleichsgrundlage für die Auseinandersetzung mit verwandten Themen in anderen Städten zu bieten.
Reutlinger Geschichtsblätter, Neue Folge 61 (2022)
[…] Wie bei diesen Tagungen üblich und dennoch bemerkenswert, erschien der zugehörige Tagungsband bereits im Jahr danach. […] Der Sammelband stellt durch die Vielfalt der Untersuchungen einen anregenden Beitrag zur Gewaltforschung dar […] Somit liegt ein weiterer lesenswerter Reichsstadt-Band vor […]
Zeitschrift für Thüringische Geschichte, Band 77 (2023)
[…] Die Ergebnisse des Bandes zu bündeln, fällt nicht ganz leicht. Bemerkenswert ist sicher die in vielen Beiträgen geäußerte Feststellung, dass sich Gewalt oder gar ihre Eskalation selbst in mutmaßlich „gewaltaffinen Kontexten“ nicht oder in geringerem Maße findet als erwartet […]. Das Narrativ vom gewalttätigen Mittelalter ist […] ein oft mehr aktuelle Bedürfnisse denn vergangene Verhältnisse spiegelndes Klischee. Trotzdem bleibt es bei einer aus moderner Perspektive nur schwer kategorisierbaren „Zwiespältigkeit bürgerlicher Einstellungen gegenüber physischer Gewalt“ in Mittelalter und Frühneuzeit […], wie Gerd Schwerhoff in seinem sehr lesenswerten, gleichermaßen die Komplexität des Themas entfaltenden und trotzdem pointiert verallgemeinernden Überblick ganz zu Beginn des Sammelbandes formuliert. Seine auf einer langen Beschäftigung mit dem Thema aufruhenden Überlegungen haben auch wegen der von ihm angeführten Gegenwartsbezüge das Zeug, nicht zuletzt in der universitären Lehre zum Klassiker zu avancieren.
Zeitschrift für Historische Forschung 50 (2023)
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