Blick ins Buch:
Paulskirche und Alte Börse in Frankfurt am Main
Erinnerungsorte der deutschen Demokratie
Die Paulskirche in Frankfurt am Main gilt als Wiege und Symbol der deutschen Demokratie. Der Wiederaufbau der im Krieg ausgebrannten Kirche im Stile der Moderne (als Tagungs- und zugleich Kultraum) erfolgte 1947/48 auf der Grundlage eines Wettbewerbes von 1946 in der Hoffnung, Frankfurt könne die Hauptstadtfrage für sich entscheiden und Sitz der deutschen Nachkriegsregierung werden.
Wenig bekannt ist, dass neben der Paulskirche bis 1952 ein multifunktionales Gebäude stand, dessen Erbauer durch einen der ersten architektonischen Wettbewerbe Deutschlands 1839 bestimmt wurde, der bekannte Berliner Hofbaurat Friedrich August Stüler, Schüler Schinkels und sein Nachfolger im Amt als Architekt des preußischen Königs. Der (knapp 40 Jahre genutzte) Börsensaal der ehemaligen Alten Börse mit Trichtergewölben im Stil des Klassizismus und beginnenden Historismus sollte die moderne Architektur bis in das 20. Jahrhundert hinein prägen. Anlässlich des Wettbewerbes von 1946 sollte das Gebäude eine wichtige Rolle übernehmen.
In ihrer Studie weist die Verfasserin nach, dass alle notwendigen, bislang kaum bekannten Pläne für die Wiedererrichtung der Alten Börse vorliegen und dass der Stüler-Bau zum geplanten Haus der Demokratie – in Verbindung mit der Paulskirche – weiterentwickelt werden kann.
[…] Selbst wenn man diesen Überlegungen zur Sichtbarmachung der Geschichte an diesem zentralen Platz der Innenstadt nicht folgt, wird man das Buch mit Gewinn lesen. Man erhält eine mit zahlreichen Abbildungen, historischen Planskizzen und Grafiken ausgestattete Baugeschichte des Areals einschließlich der Dokumentation der damaligen Architektenwettbewerbe und Entwürfe, lernt die wichtigsten Akteure und deren auch damals schon durchaus kontrovers diskutierte Ideen kennen […] Wer immer Interesse an der Entwicklung des zur Diskussion stehenden Areals hat, den historischen Begründungen für die eine oder andere Argumentation auf den Grund gehen oder ganz allgemein mehr über die wechselvolle Geschichte der Mainmetropole erfahren möchte, ist bei diesem opulent illustrierten und kurzweilig zu lesenden Band am richtigen Ort.
Frankfurter Neue Presse, 8. August 2023
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