Blick ins Buch:
Reinhild Bartunek – Malerei und Zeichnung
Die Berliner Künstlerin Reinhild Bartunek hat diesen seitenstarken Bildband zum Gesamtwerk ihres Schaffens vorgelegt, das die eigene Gefühlslage unverstellt ausdrückt und dabei für ihre Generation steht.
Sie wuchs in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der frühen DDR auf, behütet in einem bürgerlichen Haushalt im Zentrum von Weimar. Als sie die Schule abschließt, siedelt die Familie in den Westen über. Es folgten das Medizinstudium in Freiburg, Wien und Hamburg sowie die Facharztausbildung als Gynäkologin, der Beruf, den sie ihr ganzes Leben mit Beständigkeit ausübt.
Parallel zum Beruf zeichnet, radiert und malt sie beständig, leise, vehement, unerbittlich, immer auf der Suche nach einer absoluten, zarten, vollkommenen Schönheit und Ästhetik, einer sanftmütigen, ambivalenten Schönheit als Schutz vor Sprachlosigkeit. Nach der Wende zeichnet sie Landschaften in Paretz, Potsdamer Barockgärten, die Ufer der Havel, und immer wieder das Meer: die Ostsee, die lebendige umgebende Natur, häufig auch Tiere: Fische, Kaulquappen und wiederholt Katzen, Wegbegleiter, graue Musen, später dann Hühner, Gänse, Vögel, geschlachtet, gequält.
Die Bilder werden zunehmend abstrakter: Grundrisse Lenné’scher Gärten, Urgestein-Berge um Berlin, Gesteinsverschiebungen, Verwachsungen. Serielle Reihungen folgen. Windqualitäten werden eingefangen, Nebelwände verortet; sie versucht physikalische Zustände zu malen. Seit 1999 befasst sich Reinhild Bartunek mit Insekten, Motten. Es entsteht der Hauptteil des Kataloges – 300 ungewöhnliche Insektenzeichnungen und Tuschen. Inspiriert wird sie durch Kafkas „Verwandlung“, den darin beschriebenen verzweifelten, quälerischen Prozess der Transformation eines Menschen in einen Käfer.
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