Blick ins Buch:
Max Beckmann – vom Vietzker-Strand zur Departure. 1904–1936
Max Beckmann ist neben Edvard Munch, Oskar Kokoschka, Pablo Picasso, Otto Dix und Max Ernst zweifellos einer der führenden Maler und Graphiker des 20. Jahrhunderts. Seine Reputation stieg die letzten Jahrzehnte seit 1984, dem 100. Geburtstag des Malers, stetig. Wichtige Ausstellungen in München, Frankfurt, Paris, London, New York, Amsterdam und Leipzig sowie 2021 in Hamburg halfen, den in der Adenauer-Ära im Schatten der Abstrakten unterbewerteten Künstler bekannter zu machen und sein Werk zu erforschen. Im Unterschied zu den gegenstandslosen Malern suchte Beckmann in seinem Schaffen eine Synthese aus der Darstellung sichtbarer Wirklichkeit und ideeller Überhöhung. Dabei hatte er immer die bedeutenden Künstler der Vergangenheit im Blick: Grünewald, Tintoretto, Rembrandt, Géricault, Delacroix und Van Gogh, jedoch ohne diese epigonal auszubeuten, wie es andere Maler machten.
Die Erlebnisse als Sanitäter bei Ypern 1915 während des Großen Krieges 1914–18 wurden für den leidenschaftlichen Realisten zu einer entscheidenden Wende, wie schon 1964 Kurt Badt betonte. Zur Zeit der Weimarer Republik mehrten sich die Erfolge Beckmanns, er suchte sich gegenüber der Pariser Kunstszene, speziell Picasso, zu profilieren. Und auch drei Frauen in seinem Leben inspirierten ihn nachhaltig – wie überhaupt die Spannung der Geschlechter eines der Hauptthemen Beckmanns ist. Der Autor, Professor an der Universität Heidelberg, behandelt in einer sachlichen Darstellung Beckmanns Kunst von 1904 bis zur NS-Diktatur im Lichte der zahlreichen Briefe, besonders auch an den Händler J. B. Neumann, und im Kontext der schriftlichen Bekenntnisse, in denen der Künstler seine Werturteile konkretisierte, die von überzeitlichem Interesse sind.
[…] Ein kluges Buch, das eine anregende Lektüre garantiert.
www.ekz.de, ekz.bibliotheksservice, 2021/46
[…] eine profunde Monografie […] Dank seiner ergiebigen Recherche und brillanten Interpretation erweitert sich die Beckmann-Biografie um ein künftiges Standardwerk. […] von Schubert einfühlsam gewürdigten Talentproben […] Schubert, Feind gängiger Klischees, aber Meister im Hinterfragen […] gelangen dem Verfasser tiefschürfende, oft mehrseitige Analysen singulärer Haupt- und Schlüsselwerke […] Auch grafische Meilensteine […] sind eindringlich erläutert. […] Neben solchen vielschichtigen Figurenbildern entgehen Schuberts Intention und Forscherdrang weder Landschaft, Stillleben noch die Fülle von Proträts. […] Auch Besonderheiten in Beckmanns Ikonografie wie den diversen Dingsymbolen […] schenkt Schubert […] wegweisende Aufmerksamkeit. […] Ein bleibender Vorzug der Publikation besteht im „Kontextualisieren“, was nicht neu ist, aber mit über hundert Belegen weit umfassender als bisher geschieht. […] Beckmanns Korrespondenzen neben dessen Tagebüchern umfassend ausgewertet. Der Band ist, wie vom Urheber mehrfach betont, keine „Hagiographie“, vielmehr trotz mancher Essayismen wissenschaftliche Monografie von Rang und Gewicht. […] wird eine bewundernswerte Fülle an Informationen und Aspekten vermittelt […] Nicht zuletzt sei die hohe Qualität der sorgfältig reproduzierten Abbildungen hervorgehoben. […]
Marginalien, Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, 243. Heft, 2021/4
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